Mehr Regulierung oder mehr Ethik?
Ich frage mich immer wieder, ob mehr Regulierung wirklich zum Ziel führt.
In der Praxis sehen wir doch oft, dass Unternehmen sich trotz bestehender Gesetze nicht an Vorgaben halten – und dass die Sanktionen meist zahnlos oder folgenlos bleiben.
Was hilft uns also zusätzliche Regulierung, wenn Verantwortung längst zur Formalie geworden ist?
Früher sprach man von der „Ehre des Kaufmanns“.
Wer unredlich handelte, verlor das Vertrauen seiner Kunden – und damit seine Existenzgrundlage.
Das war kein Gesetz, sondern eine soziale Regel, getragen von der Gemeinschaft.
Heute ist der Markt global, anonym und von Algorithmen gesteuert.
Unternehmen werden von Managern geführt, die oft keinen persönlichen Bezug mehr zu ihren Entscheidungen haben.
Und das „System Wirtschaft“ ist so komplex, dass niemand mehr wirklich verantwortlich scheint.
Deshalb erleben wir eine paradoxe Entwicklung:
Je mehr wir regulieren, desto mehr verlagern wir Verantwortung auf Systeme, auf Compliance-Abteilungen, auf Kontrollmechanismen.
Aber diese schaffen keine Ethik – sie schaffen nur Bürokratie.
Regulierung kann den Rahmen definieren, ja.
Aber Ethik muss den Inhalt füllen.
Denn Regeln ersetzen kein Gewissen. Und Vertrauen entsteht nicht durch Paragraphen, sondern durch Haltung, Transparenz und Fairness.
Solange jedoch „Geiz ist geil“ und „Profit um jeden Preis“ die Leitprinzipien bleiben, wird es schwierig, gesellschaftliche Verantwortung glaubwürdig einzufordern.
Es braucht wieder ein Bewusstsein dafür, dass Werte keine Bremse, sondern die Grundlage für nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolg sind.
Oder in einem Satz:
Regulierung schafft Ordnung – Ethik schafft Vertrauen.
Und ohne Vertrauen funktioniert kein Markt.
Wie seht ihr das?
Braucht es mehr Gesetze, oder müssen wir unsere Haltung im Wirtschaftssystem verändern?