Michael Mrak hat einen Artikel über Energiegemeinschaften geschrieben. Sie sind aus meiner Sicht ein essenzieller Beitrag für mehr Autarkie und günstigeren Strom, weil man durch die Energiegemeinschaften von den Stromversorgungsunternehmen und deren gefühlter Abzocke (Stichwort Merit-Order) unabhängig machen kann.
Warum zahlt „1 % teuer“ oft den Preis – und wie Energiegemeinschaften helfen
Am Strommarkt gilt Merit-Order: In jeder Viertelstunde setzt das teuerste noch benötigte Kraftwerk den einheitlichen Marktpreis – auch wenn der Großteil aus günstiger Wasser-, Wind- oder Solarenergie kommt. Viele Endkundentarife sind (direkt oder indirekt) an diesen Spotpreis gekoppelt, daher schlagen Preisspitzen durch.
Energiegemeinschaften ändern das Spielfeld: Strom wird lokal erzeugt und direkt zwischen Mitgliedern verrechnet – näher an den tatsächlichen Erzeugungskosten statt an Börsenspikes. Das stabilisiert Preise, senkt Volatilität, fördert Speicher & Lastverschiebung und hält Wertschöpfung in der Region.
Kurz: Die Merit-Order bleibt – aber mit Energiegemeinschaften (und ggf. PPAs/Fixpreisen) macht man sich weniger abhängig vom „Preis der letzten Kilowattstunde“.
Der Strommarkt ist seit den Privatisierungen recht komplex geworden. Die Mechanismen zur Preisbestimmung auch. Die Abkehr von wenigen zentralen Energieerzeugern (grossen Kernkraftwerken, Gaskraftwerken, Kohlekraftwerken, Ölkraftwerken, Solarfarmen, Wasserkraftwerken) in der Hand großer Energieunternehmen hin zu kleinen, dezentralen, privaten Stromerzeugern (PV, Windkraft) bietet die Chance, den Grund für die Merit-Order-Regelung obsolet zu machen.
Denn die Merit-Order-Regelung hat durchaus ihren Sinn: Versorgungssicherheit.
Stromerzeuger haben unterschiedliche Erstellungskosten für ihr Angebot. Die einen können Strom billiger anbieten, als anderen. In einem freien Markt würden die Kunden als immer zunächst beim billigsten Anbieter kaufen. Erst wenn dieser aufgrund seiner beschränken Kapazität nicht mehr liefern kann, werden die Kunden bereit sein, bei einem teureren Anbieter zu kaufen. Und da man bei einem großen Kraftwerk nicht einfach mal beliebig die Produktionsmenge erhöhen kann, passiert das recht häufig.
Nun nehmen wir mal eine Spitzenlastsituation: die Halbzeitpause in einem Fußball-Länderspiel. Alle gehen zum Kühlschrank, ein Bier zu holen und Million von Kühlschränke ziehen plötzlich mehr Strom. Dann wird auf die Kraftwerksreserven zurückgegriffen. Das sind dann Kraftwerke mit sehr teurem Strom, die nur wenige Stunden im Jahr Strom verkaufen können.
Die Merit-Order sorgt nun dafür, dass Kraftwerksbetreiber, die normalerweise nicht wettbewerbsfähig wären, dennoch auf einer kosten kommen. Denn wenn die pleite gehen würden, würde in Spitzenlastzeiten deren Strom fehlen.
Bei vielen kleinen, dezentralen Energieversorgern wäre das nicht notwendig. Da können leichter Überkapazitäten bereitgestellt werden. Da kann viel kleinteiliger reagiert werden.
Aber: Dass ein Betreiber der im Grunde 100% Wasserkraft produziert, dann hergeht, zwei Töchter gründet. Eine für Produktion und eine für Vertrieb und die Produktionstochter dann den Strom zu Börsepreisen an die Vertriebstochter verkauft ist nicht nachvollziehbar. Im Normalfall würde man eine Mischkalukuation machen und dann den 1% den man teuer zukaufen musste in die 99% Eigenproktion dazumischen und aus dem einen Preis bilden. Das geschah aber nicht, daher haben die EVU (alle in Staatlicher Hand in Österreich) Satte Gewinne abgeliefert. Die Merrit Order wurde als Ausrede benutzt. Das will man jetzt auch regularisch angehen (Brüssel).
Ja, da scheint es so einige widersinnig erscheinende Sachen zu geben. Man kann ja auch noch die Netzbetreiber hinzu fügen, deren Netzdurchleitungsgebühren ja auch einen Teil der Stromkosten ausmachen.
Verstärkt werden in Zukunft auch Unternehmen eine Rolle spielen, welche die überschüssige Energie am Markt zukaufen, zwischenspeichern und in Spitzenlastzeiten wieder verkaufen. Viele PV-Betreiber mit lokalem Energiespeicher könnten dazu gehören, wenn sie aus dem Netz „billigen“ Strom beziehen, um damit ihren eigenen Speicher zu füllen, um diesen später wieder „teuer“ im Netz zu verkaufen. (Prinzip der Nachtspeicherheizungen).
Meine Entscheidung hatte natürlich auch wirtschaftliche Gründe, aber vor allem gefällt mir das gute Gefühl, Energie zu nutzen, die hier vor Ort erzeugt wird.
Und das schaut dann so aus im EVN Smart Meter Webportal. Die grünen Balken werden als “Eigendeckung” ausgewiesen, naja der Strom kommt halt von den Nachbarn
Kaprunn (Speicherkraftwerk) macht das ja schon in großem Stil. Lässt sich für die Abnahme der Energie bezahlen, wenn zu viel Strom im Netz ist (Negativpreise) und verkauft die Energie in der Nacht wieder, wenn es keine Sonne und evt. keinen Wind gibt.
Im Kleinen kann man das mit Batterien natürlich auch machen, wobei dann das bezahlen lassen für die Abnahme vermutlich besser ist, als das verkaufen (weil man kaum mehr was bekommt).