FH in Österreich: Gute Noten, aber schwache Ergebnisse – und wie Technologie helfen könnte

Wir reden oft darüber, dass Absolvent:innen nicht so jobfit sind, wie es Wirtschaft und Gesellschaft bräuchten.
Aus meiner Sicht liegt das nicht an „der Generation“ – sondern am System.
Und das Problem beginnt bei den Anreizen – aber auch bei der Technologienutzung: Statt KI zu verbieten, sollten wir sie sinnvoll ins Lernen integrieren.


Wo es aktuell hakt

  1. Finanzierung belohnt Masse statt Klasse

    • FHs werden pro Studierenden bezahlt.

    • Dropouts = weniger Geld → hoher Druck, Studierende „durchzutragen“.

    • Konsequenz: Noten rauf, Niveau runter.

  2. Weiche Prüfungen & fehlende externe Kontrolle

    • Prüfungen werden fast immer von den eigenen Dozenten bewertet.

    • Kaum externe Boards oder unabhängige Kompetenzprüfungen.

    • In Ländern wie Finnland oder der Schweiz prüfen externe Gremien mit Industrievertretern.

  3. Geringe Eigenverantwortung der Studierenden

    • Klassenzimmer-Setting, Anwesenheitspflicht, starre Stundenpläne.

    • Wenig Raum für selbstorganisiertes Lernen und Projektverantwortung.

    • In Dänemark/Niederlande arbeiten Studierende projektbasiert in offenen Studios – der Professor ist Coach, nicht „Stundenplanwächter“.

  4. Praxisprojekte ohne Anschluss

    • Viele FH-Projekte enden nach der Präsentation.

    • Wenig Infrastruktur für Spin-offs oder Transfer in echte Produkte.

    • Niederlande/Skandinavien: Venture-Studios an der FH, Pre-Seed-Fonds, IP-light-Policy („Erfinder behalten Rechte“).

  5. Träge Curricula & Technologieangst

    • Lehrpläne ändern sich zu langsam für die Technologieentwicklung.

    • Generative KI wird oft als „Gefahr für Prüfungen“ gesehen und teilweise verboten.

    • Das erinnert an die Diskussion um den Taschenrechner in den 80ern:

      „Wenn ihr den benutzt, lernt ihr nie richtig rechnen!“ – heute unvorstellbar.

    • Statt Verbot: gezielter Einsatz in Projekten, mit klaren Regeln, um KI-Kompetenz aufzubauen.


Wie Technologie gezielt helfen kann

  • Generative KI als Co-Pilot: Recherche, Ideenfindung, Code-Analyse – immer mit Pflicht zur Quellenprüfung.

  • Learning Analytics: Daten aus Projekten und Kursen nutzen, um Studierende gezielt zu fördern statt pauschal durchzutragen.

  • Remote Labs: Maschinen, Messgeräte und Simulationen online zugänglich machen, um Praxiszeiten zu verdoppeln.

  • Cloud-Umgebungen & Open-Source-Beiträge: Studierende arbeiten in realen DevOps-Stacks – und hinterlassen Spuren im echten Ökosystem.

  • Venture-Studio-Plattformen: Ideen- und Teammatching-Tools, digitale Pitch-Deck-Sammlung, Investorenkontakte online.


Was wir ändern sollten – mit funktionierenden Vorbildern

  1. Outcome-KPIs in die Finanzierung

    • Teil der Fördermittel an Beschäftigungsquote in Fachjobs, Spin-offs, Industriekooperationen koppeln.

    • Vorbild: Schweiz – Fachhochschulen werden auch nach Employability-Raten bewertet.

  2. Externe Abschluss-Boards

    • Prüfung durch Gremium aus Industrie, Alumni und externen Lehrenden.

    • Vorbild: Finnland – jedes Abschlussprojekt hat einen externen Reviewer.

  3. Eigenverantwortung fördern

    • Anwesenheitspflicht abschaffen, dafür Deliverables und Projektverantwortung einführen.

    • Vorbild: Dänemark – Problem-Based Learning in selbstorganisierten Teams.

  4. Technologie verpflichtend integrieren

    • KI-Toolkits in Pflichtprojekten, nicht als „Cheating“ behandelt.

    • Cloud-Credits (AWS, Azure, GCP) für alle IT- und Ingenieursstudiengänge.

    • Vorbild: Estland – Studierende müssen pro Jahr definierte Tech-Projekte oder OSS-Beiträge leisten.

  5. Venture-Studios an FHs

    • Eigene Pre-Seed-Fonds (25–100k pro Team), Gründer-Sabbaticals für Lehrende, Alumni-Mentoring.

    • Vorbild: Niederlande – FHs betreiben eigene Start-up-Inkubatoren mit Seed-Finanzierung.


:speech_balloon: Mein Fazit:
Wir sollten Technologie nicht als Bedrohung, sondern als Hebel sehen – genau wie damals den Taschenrechner.
Mit klugen Rahmenbedingungen kann KI helfen, FH-Absolvent:innen jobfit, innovationsstark und eigenverantwortlich zu machen.
Andere Länder zeigen, dass es funktioniert – wir müssen es nur wollen und umsetzen.