Energieunabhängigkeit ist machbar
mit Sonne, Wasserstoff und Gemeinschaft**
Photovoltaik-Module sind heute so günstig, dass es fast verschwenderisch wäre, Dachflächen ungenutzt zu lassen.
Gleichzeitig erleben wir im Sommer immer häufiger negative Strompreise:
PV-Anlagen produzieren mehr Energie, als das Netz aufnehmen kann – und Betreiber werden teils dafür bezahlt, Strom zu verbrauchen, statt einzuspeisen.
Genau hier beginnt die Idee der Energieunabhängigkeit:
Überschussstrom nicht wegwerfen, sondern in Zukunftssicherheit verwandeln.
Vom Sommerüberschuss zur Winterenergie
Statt die Anlage abzuregeln, kann man den Überschussstrom nutzen, um Wasserstoff zu erzeugen. Ein einfacher Elektrolyseur wandelt Strom in H₂ um, der monatelang gespeichert werden kann. Wirkungsgrad ist unerheblich, wenn man die Energie sonst sozusagen “wegwerfen” würde.
Im Winter dient dieser Wasserstoff dann als:
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Heizenergie (z. B. über eine H₂-ready Gastherme oder Brennstoffzelle),
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Stromquelle (über Brennstoffzelle oder Generator),
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oder beides – Strom und Wärme (Kraft-Wärme-Kopplung). Hier ist der Wirkungsgrad wesentlich höher, weil wie bei einem Heizkraftwerk Strom wieder als Abfallprodukt entsteht.
So entsteht ein saisonaler Energiespeicher – eine Brücke zwischen Sommerstrom und Winterwärme.
Rechenbeispiel: Warum das funktionieren kann
Nehmen wir ein Beispiel:
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Eine PV-Anlage mit 20 kWp liefert rund 22.000 kWh pro Jahr, davon etwa 13.000 kWh Überschuss im Sommer.
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Dieser Überschuss wird per Elektrolyse in Wasserstoff umgewandelt.
Mit rund 70 % Wirkungsgrad bleiben etwa 9.000 kWh chemische Energie. -
Bei einem Heizkessel-Wirkungsgrad von 90 % ergibt das rund 8.000 kWh nutzbare Wärme.
Damit kann man ein gut gedämmtes Einfamilienhaus den ganzen Winter über beheizen.
Und jetzt das Entscheidende:
Im Sommer kostet der Strom nichts oder ist sogar negativ bepreist.
Das heißt:
Ich verdiene Geld, wenn ich Strom verbrauche – und mache daraus kostenlosen Winterbrennstoff.
Der Wirkungsgrad? Zweitrangig. Denn wenn der Input kostenlos oder sogar bezahlt ist,
dann zählt nicht die Effizienz, sondern die Verfügbarkeit.
Energieautarkie im eigenen Ort
Wenn sich mehrere Haushalte oder Betriebe zusammenschließen, entsteht eine Energiegemeinschaft: Ein gemeinsamer Elektrolyseur produziert Wasserstoff aus PV-Überschüssen, ein zentraler Speicher lagert ihn, und im Winter wird daraus Strom und Wärme für alle.
So werden Orte zu lokalen Energiezellen – autark, klimaneutral und krisenfest.
Bestehende Infrastruktur nutzen
Das Beste daran: Wir müssen kein neues Netz bauen. Das bestehende Erdgasnetz kann bereits heute Wasserstoffanteile bis 20 % transportieren, und lässt sich langfristig komplett auf H₂ umstellen.
So könnten regionale Überschüsse über bestehende Leitungen verteilt werden –
vom sonnigen Dach im Süden zur Heiztherme im Norden. Das Gasnetz wird zum Energieausgleichssystem der Zukunft.
Ein neues Verständnis von Effizienz
Wirkungsgrad-Debatten machen nur Sinn, wenn Energie knapp und teuer ist.
In einem System, das zeitweise im Überschuss produziert und negative Preise kennt,
ist der Wirkungsgrad keine technische Schwäche, sondern eine wirtschaftliche Nebensache.
Lieber 30 % Wirkungsgrad aus Gratisstrom –
als 100 % bezahlt aus teurem Gas oder Strom
Fazit
Mit günstiger Photovoltaik, Wasserstoffspeicherung und Energiegemeinschaften
können wir in wenigen Jahren echte Energieunabhängigkeit erreichen. Im Sommer wird Energie produziert und gespeichert, im Winter genutzt – ohne fossile Importe, ohne CO₂, ohne Abhängigkeit.
Vom Dach zur Unabhängigkeit
die Zukunft ist nicht nur möglich. Sie rechnet sich.
Ich wiederhole es gern: Wirkungsgrad ist unerheblich wenn ich damit Geld verdiene.
Und man möge mir eine Batterie zeigen, mit der ich Energie aus dem Sommer in den Winter rette (wo Energie teuer ist).
